Am Snake River, südlich von Jackson Hole, WY, lernen wir Rex kennen: ein Gypsy, wie er sich selber nennt, mit Jahrgang 1948. Er paddelt seelenruhig sein Kanu den Fluss hinunter – obendrauf das Mountainbike, um wieder zu seinem Motorhome zurück kommen zu können. Das Motorhome: ein Toyota Jahrgang 1984 mit Aufbau Marke Dolphin. Für 2‘000$ vor einem Jahr gekauft und seither mit aller Liebe behandelt (und geflickt).
Rex ist ruhig und sympathisch. Er erzählt gerne, wo er überall gelebt hat – kann uns aber wertvolle Tipps für unsere zukünftige Reise geben. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir auf sein Empfehlen hin an einem grossen Stausee namens Palisade Reservoir. Campgrounds am See gibt es keine – dafür wunderschöne wilde Plätze - Wilderness Camping. Wir sind in Idaho. Da patroulliert keine Polizei – Do whatever you want. Zuerst ist uns nicht ganz wohl; wir sind aber nicht alleine. In regelmässigen Abständen campen Familien oder Jugendliche und geniessen die Stille, fernab der Zivilisation.
Nach einem kurzen Sturm trifft Rex mit seinem Toyota ein und lädt das Kanu ab. Er lässt das Kanu halb auf dem Weg liegen. Kein Problem: wir sind in Idaho. Von nun an passieren alle Fahrzeuge unsere kleine Wagenburg mit einem Umweg durchs hohe Gras... No worries.
Das Wetter: es treffen zwei Strömungen aufeinander. Einmal die kalte Luft aus den Bergen und einmal die warme Luft aus Westen, wo der Salt Lake liegt und die Wüsten. Wenn es regnet, dann kurz und heftig. Nach zehn Minuten ist das Gewitter vorbei und es ist wieder warm mit strahlend blauem und wolkenlosem Himmel. So geht das hier...
Tag zwei am Palisade Reservoir beginnt schön und warm: wir paddeln im Kanu auf dem See, bevor das Abenteuer beginnt: der Wasserspiegel ist über Nacht deutlich gesunken (nichts Neues bei Stauseen – schliesslich wollen die Weizenfelder im Westen bewässert werden) und ein Motorboot steckt im Schlamm fest. Eine Familie ist mit zwei Quads dabei das Boot zu „befreien“. Es gelingt nicht. Wir helfen: schaufeln, schaukeln, ziehen und stossen. Nach fast zwei Stunden ist das Boot frei und wir alle ermüdet. Auch die Rücken sind solche Strapazen nicht gewohnt und schmerzen.
Die Kinder werden nun zutraulich. Jaël nennt Rex bereits „Grossäti“. Das wäre nun wohl Nummer 3, nach Hubel- und Zelgstrasse-Grossäti. Rex geniesst die Gesellschaft und albert mit den Kindern herum – trotz der sprachlichen Barrieren. Rex spricht noch ein paar Worte Deutsch, nach zwei Jahren in Berlin (1968 / -69) als Lufthansa-Angestellter.
Wir beschliessen noch eine Nacht hier zu bleiben. Rex geht kurz einkaufen und bringt wieder den mit Vanillezucker gesüssten Tankstellen-Kaffee mit. Am frühen Morgen wird der Kaffee aufgekocht – besser als kein Kaffee. Wir vermissen den Starbucks... Wir packen langsam unsere Sachen und machen uns auf den Weg Richtung Huntsville, dem Jugendort von Rex. Eigentlich sollten die 200 Meilen in einem Tag zu fahren sein. Aber es kommt anders als geplant: wir bleiben beim schönen Bear-Lake hängen und fahren erst einen Tag später nach Huntsville, wo 1992 die Ski-Abfahrt der olympischen Spiele (Salt Lake City) stattfand. Das ist das schöne an unseren Ferien: Wir planen nicht – oder wenigstens nicht weit im voraus. So kann man immer einen Zwischenstopp einlegen, falls man ein schönes Plätzchen antrifft.
Rex, der "Opa", mit den Kindern:
Auf dem Toyota-Motorhome Jahrgang 1984:
Ein Sturm kündigt sich an...
...und ist bald vorüber:
Mittwoch, 11. August 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen